Don Bosco und die Cholera
Sommer 1854. Ein grauer Dunst liegt über dem Häusermeer von Turin. Die Straßen sind wie ausgestorben. Eine unheimliche unnatürliche Stille herrscht in den Straßen. Vereinzelt poltert eine Kutsche über das Pflaster, hastet ein Mensch durch die einsamen Gassen. Turin gleicht einer Totenstadt. Das bleiche Gespenst der Cholera geht um, eine heimtückische Seuche gegen die man kaum ein Gegenmittel besitzt.
Schrecken regiert die Stadt. Wen die Krankheit packt, der muss mit dem Schlimmsten rechnen. Denn jeder zweite überlebt sie nicht. Die Toten sehen so grässlich, dass selbst die Angehörigen vor ihnen davonlaufen. Wer es kann, verlässt die Stadt. Die gesamte königliche Familie hat sich aufs Land begeben. Sogar Ärzte und Krankenschwestern stehlen sich heimlich davon.
Eines Abends spricht Don Bosco zu seinen Jungen: „Der Erzbischof hat alle Gläubigen aufgerufen, selbst unter Einsatz ihres Lebens bei der gegenwärtigen Prüfung ihre Christenpflicht nicht zu vergessen. Ich suche Freiwillige, die mir helfen wollen. Ängstliche und Bequeme kann ich nicht brauchen. Aber Mutige, die etwas Mumm in sich spüren, die haben jetzt ihre Stunde! Im Vertrauen auf Gott und seine heilige Mutter, die Hilfe der Christen, werden wir tun, was in unseren Kräften steht.“ Don Bosco wählt unter den zahlreichen Freiwilligen etwa vierzig der Größeren aus. Ein Junge namens Dominikus Savio ist dabei.
Sie gehen in die überfüllten Lazarette. Sie pflegen die Kranken. Sie kümmern sich um die vielen Waisenkinder. Sie sorgen für die Bestattung der Toten. Die Vorräte des Heimes, Leintücher, Kleider, Decken werden restlos vergeben. Nach drei Monaten endlich klingt die Seuche ab. Auch im Haus Don Bosco kehrt das normale Leben wieder ein. Zu Beginn der Epidemie hat Don Bosco jedem seiner Jungen eine Maria-Hilf-Medaille gegeben und alle der Fürbitte der Helferin der Christen empfohlen. Keiner im Heim ist krank geworden. Keiner der mutigen Pfleger hat sich angesteckt.